Die Goldenen Zitronen: Das Comeback des Tempomat
„Ich weiß nicht, warum uns kaum jemand hasst
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Art: Zitat aus Liedtext |
Thema: Bonmot |
Quelle: („Das Comeback des Tempomat“, Album: Schafott zum Fahrstuhl (2001) |
Zur Band: Die Goldenen Zitronen sind eine deutsche Punkband, die sich seit den 1980ern mit Radikalität und Ironie gegen politische Konventionen, neoliberale Verheißungen und die Kulturindustrie positioniert. Sie setzt dabei auf Sprachexperimente mit Gesellschaftskritik. Das Zitat stammt aus dem Lied „Das Comeback des Tempomat“, erschienen 2001, mitten in der Hochphase der „New-Economy“, der Aktien- und Internet-Euphorie.
Interpretation: Die Textzeilen sind eine ironisch-satirische Abrechnung mit der damals aufkommenden Internet-Start-Up-Kultur in den Großstädten des Landes. Begriffe wie „Netzpiloten“, „Webmatrosen“ oder „Kickboardboten“ machen sich über die selbstverliebte Terminologie der Dotcom-Blase lustig, die auch von den Medien in einer solchen bewundernden Art häufig gebraucht wurden. Mit „solide Vollnarkosen“ ist wohl gemeint, dass sich diese selbsternannte Tech-Elite von gesellschaftlichen Realitäten abkoppelt. Die digitale Avantgarde interessiert sich nur für Märkte, nicht für Menschen. Der Tempomat ist eine Elektronik in PKW, die dafür sorgt, dass das Auto automatisch in stets derselben Geschwindigkeit fährt. Damit steht auch der Tempomat für die Entmenschlichung von Gesellschaft und die Startup-Apologeten gewissermaßen als Roboter des fortwährend voranschreitenden vermeintlichen „Fortschritts“.
Im Kontext der Zeit: Anfang der 2000er platzte die Dotcom-Blase – ein passender Moment für gesellschaftskritische Künstler wie Die Goldenen Zitronen, den Mythos vom digitalen Fortschritt als Heilsversprechen frontal anzugreifen. Während viele in der „New Economy“ nur Chancen sahen, deckt dieser Text deren soziale Kälte und Arroganz auf.
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