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Tag Archives: gutezitate.net

Carl Sagan: The Dragon in My Garage

  • By zitate
  • Juni-18-2025
  • Carl Sagan, gutezitate.net, Literatur, Politik, Rationalität, Verschwörungsglauben, Wissenschaft, zitat, Zitat aus Sachbuch, Zitate
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„A fire-breathing dragon lives in my garage“
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Suppose (I’m following a group therapy approach by the psychologist Richard Franklin6). I seriously make such an assertion to you. Surely you’d want to check it out, see for yourself. There have been innumerable stories of dragons over the centuries, but no real evidence. What an opportunity!
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„Show me“, you say. I lead you to my garage. You look inside and see a ladder, empty paint cans, an old tricycle — but no dragon.
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„Where’s the dragon?“ you ask.
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„Oh, she’s right here“, I reply, waving vaguely. „I neglected to mention that she’s an invisible dragon.“
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You propose spreading flour on the floor of the garage to capture the dragon’s footprints.
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„Good idea“, I say, „but this dragon floats in the air.“
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Then you’ll use an infrared sensor to detect the invisible fire.
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„Good idea, but the invisible fire is also heatless.“
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You’ll spray-paint the dragon and make her visible.
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„Good idea, but she’s an incorporeal dragon and the paint won’t stick.“
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And so on. I counter every physical test you propose with a special explanation of why it won’t work.
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Now, what’s the difference between an invisible, incorporeal, floating dragon who spits heatless fire and no dragon at all? If there’s no way to disprove my contention, no conceivable experiment that would count against it, what does it mean to say that my dragon exists? Your inability to invalidate my hypothesis is not at all the same thing as proving it true. Claims that cannot be tested, assertions immune to disproof are veridically worthless, whatever value they may have in inspiring us or in exciting our sense of wonder. What I’m asking you to do comes down to believing, in the absence of evidence, on my say-so.“

Carl Sagan

Art:
Zitat aus
Sachbuch
Themen: Verschwörungs-
theorien, Philosophie
Quelle:
Rationalwiki.org
Übersetzung


„Ein feuerspeiender Drache lebt in meiner Garage“

Nehmen wir an (einem Gruppentherapieansatz des Psychologen Richard Franklin6 folgend), ich würde Ihnen gegenüber ernsthaft eine solche Behauptung aufstellen. Sicherlich würden Sie es überprüfen wollen, um sich selbst überzeugen. Im Laufe der Jahrhunderte hat es unzählige Geschichten über Drachen gegeben, aber keine wirklichen Beweise. Was für eine Gelegenheit!
„Zeig es mir“, sagst du. Ich führe dich in meine Garage. Du schaust hinein und siehst eine Leiter, leere Farbdosen, ein altes Dreirad – aber keinen Drachen.
„Wo ist der Drache?“, fragst du.
„Oh, er ist hier“, antworte ich und winke vage. „Ich habe vergessen zu erwähnen, dass er ein unsichtbarer Drache ist.“
Du schlägst vor, Mehl auf den Boden der Garage zu streuen, um die Fußabdrücke des Drachens sichtbar werden zu lassen.
„Gute Idee“, sage ich, „aber dieser Drache schwebt in der Luft.“
Danach schlägst du einen Infrarotsensor vor, um das unsichtbare Feuer aufzuspüren.
„Gute Idee, aber das unsichtbare Feuer ist auch ohne Hitze.“
Du meinst, man könnte den Drachen mit Farbe ansprühen und so sichtbar machen.
„Gute Idee, aber er ist ein körperloser Drache und die Farbe wird nicht haften.“
Und so weiter. Ich kontere also jeden physikalischen Test, den du vorschlägst, mit einer speziellen Erklärung, warum er nicht funktionieren wird.
Was ist nun der Unterschied zwischen einem unsichtbaren, körperlosen, schwebenden Drachen, der hitzefrei Feuer spuckt, und einem Drachen, der gar nicht existiert? Wenn es keine Möglichkeit gibt, meine Behauptung zu widerlegen, kein denkbares Experiment, welche Bedeutung hat denn dann die Aussage, dass mein Drache existiert?
Dass Sie meine Hypothese nicht widerlegen können, ist keineswegs dasselbe wie der Beweis, dass sie wahr ist. Behauptungen, die nicht überprüft werden können, Behauptungen, die nicht widerlegt werden können, sind in der Tat wertlos, unabhängig von ihrem Wert, uns zu inspirieren oder unseren Sinn für Wunder zu erregen.
Was ich [in diesem Beispiel] von Ihnen verlange, läuft darauf hinaus, dass sie in Ermangelung von Beweisen an das glauben, was ich sage.“
(Ausschnitt aus dem Buch: „The Demon-Haunted World“, 1956)
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Hintergrund

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Zum Autor:
Carl Sagan (1934–1996) war ein US-amerikanischer Astronom, Astrophysiker, Autor und einer bekannter Wissenschaftsautor im 20. Jahrhunderts. Er lehrte an der Cornell University und wurde durch populärwissenschaftliche Bücher wie „Cosmos“ (1980) und seine gleichnamige TV-Serie weltweit bekannt. Sagan engagierte sich für wissenschaftliches Denken, Aufklärung und Skeptizismus. Als leidenschaftlicher Humanist warnte er vor Pseudowissenschaft, dogmatischem Glauben und dem Rückzug aus rationalem Denken. Sein Buch „The Demon-Haunted World: Science as a Candle in the Dark“ (1995) ist eine Verteidigung des kritischen Denkens und ein Aufruf, Mythen durch überprüfbares Wissen zu ersetzen.
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Interpretation: Die „unsichtbare, fliegende, körperlose Drachenfrau, die feuerlose Flammen speit“ ist eine illustrative Metapher für Behauptungen, die sich jeglicher Überprüfung entziehen. Sagan führt in einem fiktiven Dialog vor, wie pseudowissenschaftliche, verschwörungstheoretische oder religiös-dogmatische Argumentationsketten grundlegend funktionieren: Jedes Gegenargument wird sofort durch eine weitere, mehr oder weniger absurde Ausnahme ausgehebelt. Durch diese Immunisierung gegenüber Fakten und Wahrscheinlichkeiten wird der Wahrheitsgehalt der Behauptung unüberprüfbar – und damit wissenschaftlich bedeutungslos. Sagan zeigt: Eine Behauptung, die prinzipiell nicht widerlegt werden kann, ist aus rationaler Sicht betrachtet wertlos – denn Wissenschaft beruht auf Falsifizierbarkeit, also der Möglichkeit, Aussagen zu überprüfen und zu widerlegen.
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Im Kontext der Zeit: In den 1990er Jahren war, wie auch heute, das öffentliche Interesse an Esoterik, alternativen Heilmethoden, UFO-Berichten und Verschwörungstheorien sehr präsent in der Gesellschaft. Gleichzeitig war das Vertrauen in wissenschaftliche Institutionen im Wandel. Carl Sagan schrieb „The Demon-Haunted World“ als Gegen-Statement zu dieser Entwicklung. Das Buch ruft zu kritischem Denken, methodischem Zweifel und dem Einsatz der wissenschaftlichen Methode im Alltag auf. Sagan kritisiert nicht spirituellen Glauben an sich, sondern das Verwechseln von subjektiver Wahrnehmung mit objektiver Wahrheit. In einer Zeit, in der alternative Fakten und Meinungen zunehmend Fakten ersetzen, ist seine Botschaft auch heute von hoher Aktualität.

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Tags:
Carl Sagan gutezitate.net Rationalität Verschwörungsglauben Wissenschaft Zitat zitate

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The Specials: Racist Friend

  • By zitate
  • Juni-17-2025
  • Alternative/Independent, Familie, Freundschaft, Gesellschaftskritik, gutezitate.net, Musik, The Specials, zitat, Zitat aus Liedtext, Zitate
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„If you have a racist friend
Now is the time, now is the time for your friendship to end
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Be it your sister
Be it your brother
Be it your cousin or your, uncle or your lover […]
Is it your husband or your father or your mother?
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Tell them to change their views
Or change their friends […]
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Goodbye.“

The Specials (The Special A.K.A.)

Art:
Zitat aus Liedtext
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Thema: Gesellschaftskritik, Rassimus, Freundschaft

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Quelle: Lyrics.com Album: „In the Studio“ (2015)
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Hintergrund

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Zur Band: The Specials (auch „The Special A.K.A.“) sind eine britische Band, die Ende der 1970er Jahre als zentrale Figur der sog. 2-Tone-Bewegung entstand. Sie kombinierten Elemente aus Ska, Punk und Reggae und verbanden diese mit scharfer Gesellschaftskritik. Häufig waren es also politische Texte, etwa gegen Rassismus, Thatcherismus und soziale Ungleichheit. Die Band war multikulturell besetzt und setzte sich aktiv gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit ein, besonders zu einer Zeit, als Großbritannien von gesellschaftlicher Spaltung geprägt war. Songs wie „Ghost Town“ oder „Free Nelson Mandela“ wurden zu Hymnen des politischen Widerstands. Der Song „(If You Have A) Racist Friend“ erschien 1984.
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Tags:
Alternative/Independent Familie Freundschaft Gesellschaftskritik gutezitate gutezitate.net Krieg Literatur Musik Politik The Specials Zitat Zitat aus Liedtext zitate

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Company Flow: Patriotism

  • By zitate
  • Juni-14-2025
  • Company Flow, Gesellschaftskritik, gutezitate.net, Konsumgesellschaft, Militärisch-Industrieller-Komplex, Rap, USA, zitat, Zitat aus Liedtext, Zitate
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„Do you know who you are..
Do you know who you are fucking with?
Do you know, the access, to weapons, money and power
That we have? We will fucking kill you!
I’m the ugliest version of passed down toxic capitalist
Rabid emcee perversion — I’m America!
Your bleeding-heart liberal drivel gets squashed
Wash ‚em with sterilized rhyme patriot-guided weaponry bomb
From the makers of the devious hearts — I’m America!
You bitchy little dogs don’t even phase my basic policy
The bomb’s smarter, my Ronald Reagan’s crush Carter
With Bay of Pig tactics makin‘ young men into martyrs
(Come on down!) Come to my happy promised land
Smiley faced opportunity cipher
And jump on the CoFlow pension plan
A proletariat, crushing State of the Union
Between serpentine words and mass confusion
Of media controlled blurb advertising disillusionment
Your family will love my low-rent, low-life
No-brain, reality-dagger movement
Hop over the border for amusement
.
Try to test the waters that the other slaughter crews pay all they dues in
(You up against) Jesus freaks, Mormon corporations, and Young Republicans
Indelible NATO force hidden agenda, puppet governments
I’m lovin‘ it! Keep the people guessin‘ who I’m runnin‘ with
Control the population and hide behind sacred covenants
(Fuckin with me!) Please let the wildlife burn in gasoline ceased
And I’m on a magnetic third world planet with metal plates in the knees
Can’t you hear the disenchanted, hollow scream of
Gabriel’s reflected new wind instrument of judgment played in flat C
I replace humans like robots in a GM factory (warning! warning!)
Then export metaphors to sweat shops, cause the price is satisfactory
Your pious little cries of injustice get met with apathy
(Awww, SHUT UP!) Soak, cloak, hormone injected dairy product
And conservative right-wing anti-eroticism
The poisonous reservoirs and power lines in your neighborhood cause botulism
Senseless! Join the census, censorship sentence ascendance
Triple-felon citizen paid penance!
Dissension against C-F ends in, penitentiary residence
Lock ‚em up first, then ask questions
Omniscient presence, my charm is the weapon
With cameras mics and satellites that leave privacy breathless
You don’t even know the chemicals you’ve ingested
Urine tested — beat innocent man ‚til he confesses
See upcoming rap shows
Get tickets for your favorite artists

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I’m America arrogant, terminus verbal curfew murders
You either purchase my products or you’re worthless, that’s my service
Don’t look into the oculars of a daylight saver
Eraser, city-headed monument defacer
Comprising of patriot droids, sent into the void with lead linings
Employed by the bureaucrats of automatic twisted rhyme timing
You’re guaranteed nothing but my fat little finger
That lingers one inch off of the big button, let’s start this
I’m Sarin gas, hide in your apartments
I’m stealth like a robot hidden in the fat asshole of Cartman
Can give a prickly fuck like sand sharkskin condom
To your apparent vaginal problem, the hottest shit on Soundbombing
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I’m American ‚til infinite justice measure to Pesticide Cemetery
Invite you to cross the border then shit on your divinities
What language is that? I’m anguish in fact, tangle with a
Star-spangled standard issue gat for crowd management
Talk loud and get enshrouded in a hot cloud of harassment
By the proud force of my mental pedestrian checker
That smashes subordinate skulls and update the file in your dental records
You tried to get elected but the crowd is my paid hecklers (BOO! BOO!)
You just stepped into the spectrum of paranoid word rainbows
Thinkin‘ you sick with a silhouette, burn transit cop out his plain clothes
I’m America! This is where the pain grows like poppies
In a Field of Dreams I paid for, I’ll burn it down if operated sloppily, copy?
My economic sanction rhyme style got your syllables
Scraping for rice and riding in a pre-1960 jalopy
My favorite flavor of gas is mustard
I’m fuckin‘ a blind hermaphrodite icon and convincin‘ you that it’s justice
[Hook: Sample]
„Who’s America? Who’s America? Who’s America? Who’s America?“
„God damn!!“
(Left, right, left, right, left, right, left, right…)
Treason will not be tolerated!
You have been enlisted.. into a lifestyle that you may not change!
Understand! You can’t be happy.. and smile.. for the cameras!
MotherFUCKER!.“

Company Flow

Art:
Liedtext
Thema: Nationalismus, USA, Faschismus, Neocon
Quelle: Genius.com
Hintergrund

Zur Band: Die Hip-Hop-Gruppe Company Flow stammte aus New York City und bestand aus El-P, Bigg Jus und DJ Mr. Len. In den 1990er-Jahren hatte die Gruppe eine entscheidende Bedeutung für die alternative und politisch bewusste Rapszene. 1997 veröffentlichten sie als Pionier des „Underground Hip-Hop“ das wichtige Album „Funcrusher Plus. Ihre Texte waren berühmt dafür, dass sie eine wortgewaltige Kritik an Kapitalismus, Medien, Polizei und rechter Politik äußerten. El-P, der später auch Mitbegründer von Run The Jewels war, kreierte einen grimmigen, industriellen Klang, der dystopische Vorstellungen mit sich brachte. Widerstand, Subversion und lyrische Komplexität wurden in einer von Profitlogik geprägten Musiklandschaft von Company Flow entschieden abgelehnt.
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Interpretation: „Patriotism“ ist ein sarkastischer Monolog, formuliert aus Sicht einer übermächtigen, repressiven US-Reigierung. Eine Stimme, die mit Brutalität Machtanspruch, Zynismus und ideologische Manipulation ausdrückt, Die USA als Kriegsmaschine und Konsumimperium im Innern und nach Außen. Dabei erfolgt absichtlich ein Spiel mit Übertreibung und Paranoia. El-P gestaltet eine dystopische Darstellung eines Staates, dessen Geheimdienste, Unternehmen und die Kulturindustrie alles beherrschen. Er malt ein Bild von einer entmenschlichten, toxischen Supermacht. Die Sprache reflektiert das, was kritisiert wird: sie ist aggressiv, wirr und bewusst überfordernd. Der Text ist damit als Anklage gegen soziale Ungleichheit, Überwachung, Militarismus und kulturellen Imperialismus zu bewerten.

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Im Kontext der Zeit: Das Lied wurde in den 1990er Jahren komponiert, in einer Zeit nach dem Kalten Krieg, jedoch noch vor dem 11. September, als die politische Enttäuschung vieler junger Menschen in den Vereinigten Staaten zunahm. Auch heute noch sehr aktuelle Probleme der US-Gesellschaft wie Rassismus, soziale Segregation und Polizeigewalt prägten den Alltag insbesondere schwarzer Menschen in den USA. Die Oberflächlichkeit und Kommerzialisierung prägten den Mainstream-Hip-Hop, wohingegen die Underground-Szene nach neuen Ausdrucksformen suchte. Die Musikindustrie, der militärisch-industrielle Komplex

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Erich Fromm zur „Kunst des Liebens“ im Kapitalismus/Neoliberalismus

  • By zitate
  • Juni-12-2025
  • Beziehungen, Erich Fromm, Gesellschaftskritik, gutezitate.net, Kapitalismus, Liebe, Menschen, Neoliberalismus, Psychologie, zitat, Zitat aus Sachbuch, Zitate
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„Unsere gesamte Kultur gründet sich auf die Lust am Kaufen, auf die Idee des für beide Seiten günstigen Tauschgeschäfts. […] Er (oder sie) sieht sich die Mitmenschen auf ähnliche Weise an. […]
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Was einen Menschen speziell attraktiv macht, hängt von der jeweiligen Mode ab – und zwar sowohl in körperlicher wie auch in geistiger Hinsicht. In den zwanziger Jahren galt ein junges Mädchen, das robust und sexy war und das zu trinken und zu rauchen wußte, als attraktiv; heute [um 1956 herum] verlangt die Mode mehr Zurückhaltung und Häuslichkeit. Ende des neunzehnten und Anfang unseres Jahrhunderts mußte der Mann ehrgeizig und aggressiv sein – heute muß er sozial und tolerant  eingestellt sein, um als attraktiv zu gelten.
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Jedenfalls entwickelt sich das Gefühl der Verliebtheit gewöhnlich nur in bezug auf solche menschlichen Werte, für die man selbst entsprechende Tauschobjekte zur Verfügung hat. Man will ein Geschäft machen; der erwünschte Gegenstand sollte vom Standpunkt seines gesellschaftlichen Wertes aus begehrenswert sein und gleichzeitig auch mich aufgrund meiner offenen und verborgenen Pluspunkte und Möglichkeiten begehrenswert finden.
So verlieben sich zwei Menschen ineinander, wenn sie das Gefühl haben, das beste Objekt gefunden zu haben, das für sie in Anbetracht des eigenen Tauschwerts auf dem Markt erschwinglich ist.“

Erich Fromm

Art:
Zitat aus Sachbuch
Thema: Liebe, Psychologie, Neoliberalismus, Kapitalismus, Beziehungen, Menschen
Quelle: „Passagen aus dem Buch „Die Kunst des Liebens“ *
Hintergrund

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Zum Autor: Erich Fromm (1900–1980) war ein deutsch-US-amerikanischer Sozialpsychologe, Psychoanalytiker und Humanist. Als wichtiges Mitglied der sog. Frankfurter Schule verband marxistische/antikapitalistische Gesellschaftsanalyse mit tiefenpsychologischen Konzepten. In Werken wie „Die Kunst des Liebens“ (1956) analysierte er die Bedingungen menschlicher Beziehungen in einer zunehmend entfremdeten, konsumorientierten Welt. Fromm kritisierte die Reduktion des Menschen auf seine ökonomische Funktion und plädierte für eine reife, selbstlose Liebesfähigkeit und menschliche Beziehungen, die nicht von ökonomischen Prinzipien geprägt sind.

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Interpretation: Fromm beschreibt Liebe nicht als spontanes Gefühl, sondern als Kunst – etwas, das erlernt und kultiviert werden muss. Der analysierte Abschnitt zeigt, wie sehr Liebesbeziehungen im Kapitalismus marktförmig strukturiert sind: Menschen betrachten sich selbst und andere als „Tauschobjekte“, deren Attraktivität an gesellschaftlichen Trends und Erfolgsaussichten gemessen wird. Gefühle werden ökonomisiert und werden entsprechend von persönlichen Marktwerten bestimmt. Fromm warnt davor, dass in einer solchen Logik Authentizität und Nähe verloren gehen.
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Im Kontext der Zeit: Fromm schrieb „Die Kunst des Liebens“ in den 1950er-Jahren – einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs in westlichen Ländern und der beginnenden Konsumgesellschaft. Die Erfahrung zweier Weltkriege lag noch frisch, zugleich wuchs eine neue unpolitische Mittelschicht heran. Fromm erkannte dabei früh die Schattenseite: einer solchen Gesellschaft, in der Menschen ihre Identität zunehmend über Besitz, Status und „Verkäuflichkeit“ definieren. Seine Analyse der Liebe als Ware war damals provokant. Auch heute, in Zeiten von Selbstoptimierung oder der Selbstvermarktung in Dating-Apps (siehe auch dieses Kapitel, PDF-Seite 125) wirkt seine Kritik sehr aktuell.

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* Buch in der Auflage von 2003 aus dem Ullstein Verlag | Übersetzung aus der englischen Originalausgabe „The Art of Loving“ von 1956.

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Tags:
Beziehungen Erich Fromm Gesellschaftskritik gutezitate gutezitate.net Kapitalismus Liebe Menschen Neoliberalismus Psychologie Zitat Zitat aus Sachbuch zitate
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Theodor Fontane: John Maynard

  • By zitate
  • Juni-11-2025
  • Alltag, Aufopferung, Ballade, gutezitate.net, Heldentum, Humanismus, Literatur, Schifffahrt, Theodor Fontane, zitat, Zitate
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„John Maynard!
„Wer ist John Maynard?“
„John Maynard war unser Steuermann,
Aushielt er bis er das Ufer gewann,
Er hat uns gerettet, er trägt die Kron’,
Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard.“
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Die „Schwalbe“ fliegt über den Erie-See,
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee,
Von Detroit fliegt sie nach Buffalo –
Die Herzen aber sind frei und froh,
Und die Passagiere, mit Kindern und Frau’n
Im Dämmerlicht schon das Ufer schau’n
Und plaudernd an John Maynard heran
Tritt alles: „Wie weit noch, Steuermann?
Der schaut nach vorn und schaut in die Rund’:
„Noch dreißig Minuten … Halbe Stund’.“
..
Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei –
Da klingt’s aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
„Feuer“ war es, was da klang,
Ein Qualm aus Kajütt’ und Luke drang,
Ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
Und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.
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Und die Passagiere, buntgemengt,
Am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
Am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
Am Steuer aber lagert sich’s dicht,
Und ein Jammern wird laut: „Wo sind wir? wo?“
Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo,
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Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
Der Kapitän nach dem Steuer späht,
Er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
Aber durchs Sprachrohr fragt er an:
„Noch da, John Maynard?“
 .
„Ja, Herr. Ich bin.“
„Auf den Strand. In die Brandung.“
„Ich halte drauf hin.“
Und das Schiffsvolk jubelt: „Halt aus. Halloh.“
Und noch zehn Minuten bis Buffalo.
„Noch da, John Maynard?“ Und Antwort schallt’s
Mit ersterbender Stimme: „Ja, Herr, ich halt’s“
Und in die Brandung, was Klippe was Stein,
Jagt er die „Schwalbe“ mitten hinein,
Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.
Rettung: der Strand von Buffalo.
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Das Schiff geborsten. Das Feuer verschweelt.
Gerettet alle. Nur Einer fehlt!
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Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell’n
Himmelan aus Kirchen und Kapell’n,
Ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
Ein Dienst nur, den sie heute hat:
Zehntausend folgen oder mehr
Und kein Aug’ im Zuge, das thränenleer.
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Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
Mit Blumen schließen sie das Grab,
Und mit goldner Schrift in den Marmorstein
Schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:
„Hier ruht John Maynard. In Qualm und Brand,
Hielt er das Steuer fest in der Hand,
Er hat uns gerettet, er trägt die Kron’,
Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard.“

Theodor Fontane

Art: Ballade Themen: Alltag, Seife, Aufopferung, Schifffahrt Quelle:
Wikisource.org
Hintergrund

 

Zum Autor: Theodor Fontane (1819–1898) war ein bedeutender deutscher Schriftsteller und Journalist. Er ist vor allem bekannt für seine Romane wie „Effi Briest“, aber auch seine Balladen gehören zum literarischen Werk. „John Maynard“ wurde 1886 veröffentlicht und erzählt die fiktive Geschichte eines amerikanischen Steuermanns, der sein Leben opfert, um die Passagiere eines brennenden Schiffs zu retten. Inspiriert wurde Fontane von einer wahren Begebenheit auf dem Eriesee, die er poetisch und dramatisch überhöht darstellt.
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Interpretation: „John Maynard“ steht exemplarisch für das Ideal eines selbstlosen Helden. Der Steuermann opfert sich, um die Passagiere des brennenden Schiffs zu retten – ohne Zögern, ohne Angst, mit klarem Sinn für Verantwortung. Die Spannung wird durch die zeitliche Staffelung bis zum Finale gesteigert, wodurch die Dramatik intensiv herüberkommt. Fontane verleiht der Figur eine fast mythische Dimension: John Maynard stirbt im Dienst an der Gemeinschaft, seine Tat wird zur Legende. Gleichzeitig ist die Ballade sprachlich schlicht gehalten – wohl auch um für die „einfachen Menschen“ wie ihn, der besungen wird, zu sprechen.
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Im Kontext der Zeit: Die Ballade entstand im Deutschen Kaiserreich, einer Epoche, in der Pflichterfüllung, Disziplin und Loyalität hochgehalten wurden. Fontanes Werk passt gut in dieses Weltbild, doch es geht über bloßen Patriotismus hinaus. „John Maynard“ spielt bewusst in Amerika – Fontane war zwar kritisch gegenüber nationalistischem Pathos, suchte aber universelle Werte, die über Grenzen hinweg gelten. Die Heldengeschichte ist dabei auch als Gegenentwurf zur egoistischen Moderne lesbar: Bei ihm steht das Individuum im Dienst der Gemeinschaft. Diese Idee hatte besonders im aufkommenden bürgerlichen Selbstverständnis des späten 19. Jahrhunderts große Strahlkraft. Bis heute bleibt die Ballade aktuell – vor allem wegen der klaren und erfassenden Sprache und humanistischen Grundaussage.

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Tags:
Alltag Aufopferung Ballade Gedichte gutezitate.net Heldentum Humanismus Literatur Schifffahrt Theodor Fontane Zitat zitate
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Douglas Adams: Zerstörung der Erde

  • By zitate
  • Juni-10-2025
  • Douglas Adams, Gesellschaftskritik, gutezitate.net, Satire, Science-Fiction, zitat, Zitat aus Literatur, Zitat aus Sachbuch, Zitate
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.„Es hat keinen Sinn, so verwundert zu tun. Alle Planungskarten und Abrissverfügungen liegen seit fünfzig Ihrer Erdenjahre in Ihrer örtlichen Planungsabteilung in Alpha Centauri aus, Sie hatten also reichlich Zeit, eine formelle Beschwerde einzureichen, und es ist viel zu spät, sich jetzt darüber aufzuregen.“*

Douglas Adams

Art:
Zitat aus Roman
Themen: Erde, Science-Fiction, Planung, Apokalypse, Bürokratie
Quelle: Passage aus:„The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“, 1979.

HINTERGRUND
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Zum Autor: Douglas Adams (1952–2001) war ein britischer Schriftsteller, Satiriker und Drehbuchautor. Er wurde international berühmt durch sein Werk „The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“ (1979), das zunächst als Radioserie entstand und später als Buchreihe, Fernsehserie, Computerspiel und Kinofilm adaptiert wurde. Sein Stil ist geprägt von britischem Humor, philosophischen Anekdoten und Absurdität. In seinen Werken verbindet er Science-Fiction mit Gesellschaftskritik und Ironie. Seine Texte sind zugleich unterhaltsam und tiefgründig. Dabei hinterfragen sie auf humorvolle Weise Bürokratie, Technikgläubigkeit und die Sinnsuche des modernen Menschen.
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Interpretation: Das Zitat ist ein ironischer Kommentar zur Bürokratie und der Ohnmacht „normaler“ Bürger*innen gegenüber formal korrekten, aber absurden staatlichen Entscheidungen. In der Szene wird die Zerstörung der Erde durch eine außerirdische Behörde gerechtfertigt. Es wird verwiesen auf reale Erfahrungen, wo „Mitbestimmung“ oft nur formal existiert. Die Ironie liegt darin, dass die Verwaltungslogik makellos ist – aber der Menschenverstand auf der Strecke bleibt.
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Im Kontext der Zeit: In den 1970er- und 80er-Jahren war Science-Fiction ein beliebtes Genre, das die vielfältigen Entwicklungen rund um die Raumfahrt mit kontroversen gesellschaftspolitischen Themen kombinierte. Zukunftsvisionen wurden genutzt, um Kritik an Gegenwartsproblemen zu üben – sei es Umweltzerstörung, mörderische KI-Systeme oder das Agieren von Polizeistaaten. Das Motiv der bürokratischen Willkür bei Adams erinnert an andere dystopische Klassiker wie 1984, Brazil, Brave New World oder Fahrenheit 451, wo übermächtige Verwaltungssysteme und/oder autoritäre Staaten den Einzelnen entmündigen oder vernichten.
Science-Fiction erlaubt es, reale Missstände durch die Linse des Absurden oder Futuristischen zu überhöhen, wie eben bei Adams der Fall. Im Anhalter durch die Galaxis werden hier etwa Kafkaeske Strukturen ins Weltall verlegt.

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*Eigene Übersetzung. Original: „There’s no point in acting all surprised about it. All the planning charts and demolition orders have been on display in your local planning department in Alpha Centauri for fifty of your Earth years, so you’ve hat plenty of time to lodge any formal complaint and it’s far too late to start making a fuss about it now.“

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Tags:
Douglas Adams Gesellschaftskritik gutezitate gutezitate.net Satire Science-Fiction Zitat Zitat aus Literatur zitate
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Bonaparte (Band): „Too Much“

  • By zitate
  • Juni-4-2025
  • Bonaparte, Bonmot, gutezitate.net, Humor, Liedtexte, zitat, Zitat aus Liedtext, Zitate
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„You know James Joyce, I like your voice
You know Baudelaire, I like your hair
You know Churchill, I know Kill Bill
You know Tolstoy, I know Playboy
You know politics, I know party chicks
You know Wallstreet, I just want to meet
You know common law, I ask my ma
You know Sanskrit, come on and say it
You know economy, well I believe in what I see
You know Sophie Scholl, I love rock’n’roll
You know algebra, but you wear no bra
Do you speak Japanese?
You know too much, too much, too much, too much, too much“

Bonaparte (Band)

Art:
Zitat aus Liedtext
Thema: Humor, Gesellschaftskritik
Quelle: Auszug aus „Too Much“; 2008.
Hintergrund

Zur Band: Bonaparte ist eine Berliner Band um den Schweizer Musiker Tobias Jundt, das für seinen exzentrischen Stil, energiegeladene Live-Auftritte und eine Mischung aus Punk, Elektro und Indie bekannt ist. Der Song „Too Much“ stammt aus dem Jahr 2008 und ist exemplarisch für die verspielte, ironische und gesellschaftskritische Haltung der Band. Ihre Texte bedienen sich oft absurder Wortspiele und unkonventioneller Reimstrukturen.

Interpretation: Der Text stellt eine lockere Aneinanderreihung von gegensätzlichen popkulturellen und intellektuellen Referenzen dar. So wie ein Dialog zwischen  einem dahergelaufenen Cretin und einem Bildungsbürger. Die Spannung zwischen „hoher“ und „niederer“ Kultur, zwischen Bildung und Oberflächlichkeit wird humorvoll auf den Punkt gebracht. Namen der Hochkultur (z.B. Joyce, Baudelaire oder Tolstoi) treffen auf banale Namen der Popkultur („Kill Bill“, „Playboy“, Party-Girls). Der Ich-Erzähler kontert gebildete Aussagen mit provokant banalen Antworten – eine Kritik an der Aufgeblasenheit akademischer Diskurse ebenso wie an einem Zeitgeist, der mit Halbwissen und coolen Posen spielt. Das „too much“ am Ende ist ein ironischer Kommentar auf die Reizüberflutung der modernen Gesellschaft.

Im Kontext der Zeit: In den 2000er-Jahren war eine zunehmende Fragmentierung kultureller Identität zu beobachten – durch Internet, Popkultur, Globalisierung. Der Text spiegelt diese Vielfalt und Überforderung wider. Bildungsbürgerliche Referenzen stehen gleichwertig neben Popkultur – ein typisches Merkmal postmoderner Ästhetik. Der Song liefert eine Momentaufnahme einer Generation, die zwischen Individualismus, ironischer Distanz und dem Drang zur Selbstdarstellung schwankt.

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Tags:
Bonaparte Bonmot gutezitate gutezitate.net Humor Zitat Zitat aus Liedtext zitate
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Fehlfarben: Einkaufsbummel im Erdnußland

  • By zitate
  • Juni-4-2025
  • Bonmot, Fehlfarben, gutezitate.net, zitat, Zitat aus Liedtext, Zitate
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„Einkaufsbummel im Erdnußland,
was übrigbleibt, wird Entwicklungshilfe genannt.“

Fehlfarben (Band)

Art:
Zitat aus Liedtext
Thema: Bonmot
Quelle: Musikguru.de „Ernstfall“ vom Album Monarchie und Alltag (1980)
Hintergrund

Zur Band: Fehlfarben ist eine deutsche Band, die Anfang der 1980er Jahre mit ihrem Debütalbum „Monarchie und Alltag“ als intellektueller Teil der Neuen Deutschen Welle galt – im Gegensatz zur spaßkulturellen Oberflächlichkeit dieser Musikrichtung. Die Band verbindet Punk mit gesellschaftspolitischer Reflektion. Der zitierte Vers stammt aus dem Lied „Ernstfall“ und verdichtet in wenigen Worten die Kritik an Kapitalismus, Neolkolonialismus und Kalten-Kriegs-Militarismus – typische Kritikpunkte der Band.

Interpretation: Die Zeile ist ein scharfzüngiger Kommentar auf westliche  neokoloniale Ausbeutungsmuster. Das. „Erdnußland“ steht hier sinnbildlich für ausgebeutete Entwicklungsländer, deren Rohstoffe und Arbeitskraft dem globalen Norden zugutekommen. Der Begriff „Einkaufsbummel“ unterstreicht die Ignoranz und Dreistigkeit, mit der diese Ausbeutung geschieht. Was „übrigbleibt“, dann als „Entwicklungshilfe“ zurückgegeben wird, ist ein zynischer Kommentar bezüglich der angeblich altruistischen Hilfsmaßnahmen als Feigenblatt für ein System schreiender Ungerechtigkeit.

Im Kontext der Zeit: Die Kritik an globaler Ungleichheit war besonders in den 1980er- und 1990er-Jahren ein zentrales Thema politisch bewusster Künstler*innen. Während wirtschaftliche Verflechtungen und westliche Konsumgewohnheiten zunahmen, wuchs auch die Sensibilität für die Schattenseiten der Globalisierung.

Solche Kritik wurde aber auch seit den 2000er-Jahren etwa im Kontext der Entstehung der Bewegung ATTAC in den Mittelpunkt gestellt. Und heute steht etwa die Kritik an oligarchischen Strukturen im westlichen Kapitalismus im Vordergrund (Stichwort monopolistische US-Konzerne, mit Mogulen an der Spitze, mit weit reichendem Einfluß in die Politik hinein. Die globale Ungerechtigkeit hat sich im weltweiten Wirtschaftssystem seit den 1980er-Jahren noch weiter vertieft.

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Erich Fromm zur modernen Medizin

  • By zitate
  • Juni-3-2025
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„Eine Meinung, die man häufig findet: Das einzige, was Menschen hilft, ist Medizin.
Wenn man nicht schlucken kann, dann gibt’s auch keine Hilfe. In den Pillen liegt das Heil. […]
Das geht schnell, ist einfach, verlangt kein Nachdenken […]
Alles ist einfach, alles ist leicht – und das ist ja der allgemeine Zug der Zeit […]
Und was nicht leicht zu erlernen ist, das lernt man besser gar nicht.“

Erich Fromm

Art:
Zitat aus Vortrag
Thema: Bonmot
Quelle: „Psychologie für Nichtpsychologen“ (Auszüge
aus einem Vortrag), 1973.
Hintergrund

Zum Autor: Erich Fromm (1900–1980) war ein deutsch-amerikanischer Psychoanalytiker, Sozialphilosoph und Gesellschaftskritiker. Er studierte Soziologie, Psychologie und Philosophie und war wichtiges Mitglied der Frankfurter Schule. 1934 emigrierte er in die USA. Fromm kombinierte psychoanalytische Theorie mit gesellschaftskritischer Analyse. Dabei setzte er sich intensiv mit Fragen nach Emotionalität in der kapitalistischen Gesellschaft, mit Entfremdung, Konsum und dem Sinn des Lebens auseinander. Werke wie „Haben oder Sein“, „Die Kunst des Liebens“ oder „Die Furcht vor der Freiheit“ machten ihn international bekannt. Er verstand sich als Humanist, der den Zustand der modernen Gesellschaft kritisierte und den Menschen in den Mittelpunkt stellte.
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Interpretation: In dem Zitat aus „Psychologie für Nichtpsychologen“ kritisiert Fromm eine weitverbreitete Haltung der modernen Gesellschaft: die Hoffnung auf schnelle, technische Lösungen – insbesondere in Form von Medikamenten – bei psychischen und existenziellen Problemen. Seine Aussage gilt heute genauso wie damals: Komplexe Lösungen, die Anstrengung und Nachdenken erfordern, werden heute vielfach zugunsten vermeintlich einfacherer
technisch-medizinischer Lösungen verdrängt.
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Im Kontext der Zeit: Der Vortrag stammt aus dem Jahr 1973 – einer Zeit zunehmender Technisierung, wachsender Konsumgesellschaft und sich verändernder Lebenswelten. In den westlichen Industrieländern begannen auch psychische Erkrankungen sichtbarer zu werden, aber auch zunehmend pharmazeutisch behandelt zu werden – mit Psychopharmaka als vermeintlich unkomplizierter Ausweg. Fromm, der stets eine ganzheitliche Sichtweise vertrat, kritisierte diese Entwicklung früh und scharf. Für ihn war das menschliche Leiden nicht bloß ein medizinisches Problem, sondern Ausdruck gesellschaftlicher Entfremdung. Seine Warnung vor einer entmenschlichenden Technokratie und einer oberflächlichen Lösungskultur war zu seiner Zeit hochaktuell. Übertragen werden kann das alles auch auf das Thema der hormonellen Verhütung in unserer Gesellschaft, die häufig trotz gefährlicher Nebenwirkungen gegenüber „anstrengenderen“ nicht-hormonellen Methoden vorgezogen werden. Obwohl die „Segnungen“ der modernen Medizin viele Vorteile bringen, sollten sie nicht unkritisch und unreflektiert zur Anwendung kommen.

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