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Tag Archives: Bonmot

Bonaparte (Band): „Too Much“

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  • Juni-4-2025
  • Bonaparte, Bonmot, gutezitate.net, Humor, Liedtexte, zitat, Zitat aus Liedtext, Zitate
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„You know James Joyce, I like your voice
You know Baudelaire, I like your hair
You know Churchill, I know Kill Bill
You know Tolstoy, I know Playboy
You know politics, I know party chicks
You know Wallstreet, I just want to meet
You know common law, I ask my ma
You know Sanskrit, come on and say it
You know economy, well I believe in what I see
You know Sophie Scholl, I love rock’n’roll
You know algebra, but you wear no bra
Do you speak Japanese?
You know too much, too much, too much, too much, too much“

Bonaparte (Band)

Art:
Zitat aus Liedtext
Thema: Humor, Gesellschaftskritik
Quelle: Auszug aus „Too Much“; 2008.
Hintergrund

Zur Band: Bonaparte ist eine Berliner Band um den Schweizer Musiker Tobias Jundt, das für seinen exzentrischen Stil, energiegeladene Live-Auftritte und eine Mischung aus Punk, Elektro und Indie bekannt ist. Der Song „Too Much“ stammt aus dem Jahr 2008 und ist exemplarisch für die verspielte, ironische und gesellschaftskritische Haltung der Band. Ihre Texte bedienen sich oft absurder Wortspiele und unkonventioneller Reimstrukturen.

Interpretation: Der Text stellt eine lockere Aneinanderreihung von gegensätzlichen popkulturellen und intellektuellen Referenzen dar. So wie ein Dialog zwischen  einem dahergelaufenen Cretin und einem Bildungsbürger. Die Spannung zwischen „hoher“ und „niederer“ Kultur, zwischen Bildung und Oberflächlichkeit wird humorvoll auf den Punkt gebracht. Namen der Hochkultur (z.B. Joyce, Baudelaire oder Tolstoi) treffen auf banale Namen der Popkultur („Kill Bill“, „Playboy“, Party-Girls). Der Ich-Erzähler kontert gebildete Aussagen mit provokant banalen Antworten – eine Kritik an der Aufgeblasenheit akademischer Diskurse ebenso wie an einem Zeitgeist, der mit Halbwissen und coolen Posen spielt. Das „too much“ am Ende ist ein ironischer Kommentar auf die Reizüberflutung der modernen Gesellschaft.

Im Kontext der Zeit: In den 2000er-Jahren war eine zunehmende Fragmentierung kultureller Identität zu beobachten – durch Internet, Popkultur, Globalisierung. Der Text spiegelt diese Vielfalt und Überforderung wider. Bildungsbürgerliche Referenzen stehen gleichwertig neben Popkultur – ein typisches Merkmal postmoderner Ästhetik. Der Song liefert eine Momentaufnahme einer Generation, die zwischen Individualismus, ironischer Distanz und dem Drang zur Selbstdarstellung schwankt.

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Tags:
Bonaparte Bonmot gutezitate gutezitate.net Humor Zitat Zitat aus Liedtext zitate
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Fehlfarben: Einkaufsbummel im Erdnußland

  • By zitate
  • Juni-4-2025
  • Bonmot, Fehlfarben, gutezitate.net, zitat, Zitat aus Liedtext, Zitate
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„Einkaufsbummel im Erdnußland,
was übrigbleibt, wird Entwicklungshilfe genannt.“

Fehlfarben (Band)

Art:
Zitat aus Liedtext
Thema: Bonmot
Quelle: Musikguru.de „Ernstfall“ vom Album Monarchie und Alltag (1980)
Hintergrund

Zur Band: Fehlfarben ist eine deutsche Band, die Anfang der 1980er Jahre mit ihrem Debütalbum „Monarchie und Alltag“ als intellektueller Teil der Neuen Deutschen Welle galt – im Gegensatz zur spaßkulturellen Oberflächlichkeit dieser Musikrichtung. Die Band verbindet Punk mit gesellschaftspolitischer Reflektion. Der zitierte Vers stammt aus dem Lied „Ernstfall“ und verdichtet in wenigen Worten die Kritik an Kapitalismus, Neolkolonialismus und Kalten-Kriegs-Militarismus – typische Kritikpunkte der Band.

Interpretation: Die Zeile ist ein scharfzüngiger Kommentar auf westliche  neokoloniale Ausbeutungsmuster. Das. „Erdnußland“ steht hier sinnbildlich für ausgebeutete Entwicklungsländer, deren Rohstoffe und Arbeitskraft dem globalen Norden zugutekommen. Der Begriff „Einkaufsbummel“ unterstreicht die Ignoranz und Dreistigkeit, mit der diese Ausbeutung geschieht. Was „übrigbleibt“, dann als „Entwicklungshilfe“ zurückgegeben wird, ist ein zynischer Kommentar bezüglich der angeblich altruistischen Hilfsmaßnahmen als Feigenblatt für ein System schreiender Ungerechtigkeit.

Im Kontext der Zeit: Die Kritik an globaler Ungleichheit war besonders in den 1980er- und 1990er-Jahren ein zentrales Thema politisch bewusster Künstler*innen. Während wirtschaftliche Verflechtungen und westliche Konsumgewohnheiten zunahmen, wuchs auch die Sensibilität für die Schattenseiten der Globalisierung.

Solche Kritik wurde aber auch seit den 2000er-Jahren etwa im Kontext der Entstehung der Bewegung ATTAC in den Mittelpunkt gestellt. Und heute steht etwa die Kritik an oligarchischen Strukturen im westlichen Kapitalismus im Vordergrund (Stichwort monopolistische US-Konzerne, mit Mogulen an der Spitze, mit weit reichendem Einfluß in die Politik hinein. Die globale Ungerechtigkeit hat sich im weltweiten Wirtschaftssystem seit den 1980er-Jahren noch weiter vertieft.

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Erich Fromm zur modernen Medizin

  • By zitate
  • Juni-3-2025
  • Bonmot, Erich Fromm, Frankfurter Schule, Gesellschaftskritik, gutezitate.net, Medizin, Menschen, Neoliberalismus, Psychologie, Sexualität, Verhütung, zitat, Zitat aus Sachbuch, Zitat aus Vortrag, Zitate
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„Eine Meinung, die man häufig findet: Das einzige, was Menschen hilft, ist Medizin.
Wenn man nicht schlucken kann, dann gibt’s auch keine Hilfe. In den Pillen liegt das Heil. […]
Das geht schnell, ist einfach, verlangt kein Nachdenken […]
Alles ist einfach, alles ist leicht – und das ist ja der allgemeine Zug der Zeit […]
Und was nicht leicht zu erlernen ist, das lernt man besser gar nicht.“

Erich Fromm

Art:
Zitat aus Vortrag
Thema: Bonmot
Quelle: „Psychologie für Nichtpsychologen“ (Auszüge
aus einem Vortrag), 1973.
Hintergrund

Zum Autor: Erich Fromm (1900–1980) war ein deutsch-amerikanischer Psychoanalytiker, Sozialphilosoph und Gesellschaftskritiker. Er studierte Soziologie, Psychologie und Philosophie und war wichtiges Mitglied der Frankfurter Schule. 1934 emigrierte er in die USA. Fromm kombinierte psychoanalytische Theorie mit gesellschaftskritischer Analyse. Dabei setzte er sich intensiv mit Fragen nach Emotionalität in der kapitalistischen Gesellschaft, mit Entfremdung, Konsum und dem Sinn des Lebens auseinander. Werke wie „Haben oder Sein“, „Die Kunst des Liebens“ oder „Die Furcht vor der Freiheit“ machten ihn international bekannt. Er verstand sich als Humanist, der den Zustand der modernen Gesellschaft kritisierte und den Menschen in den Mittelpunkt stellte.
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Interpretation: In dem Zitat aus „Psychologie für Nichtpsychologen“ kritisiert Fromm eine weitverbreitete Haltung der modernen Gesellschaft: die Hoffnung auf schnelle, technische Lösungen – insbesondere in Form von Medikamenten – bei psychischen und existenziellen Problemen. Seine Aussage gilt heute genauso wie damals: Komplexe Lösungen, die Anstrengung und Nachdenken erfordern, werden heute vielfach zugunsten vermeintlich einfacherer
technisch-medizinischer Lösungen verdrängt.
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Im Kontext der Zeit: Der Vortrag stammt aus dem Jahr 1973 – einer Zeit zunehmender Technisierung, wachsender Konsumgesellschaft und sich verändernder Lebenswelten. In den westlichen Industrieländern begannen auch psychische Erkrankungen sichtbarer zu werden, aber auch zunehmend pharmazeutisch behandelt zu werden – mit Psychopharmaka als vermeintlich unkomplizierter Ausweg. Fromm, der stets eine ganzheitliche Sichtweise vertrat, kritisierte diese Entwicklung früh und scharf. Für ihn war das menschliche Leiden nicht bloß ein medizinisches Problem, sondern Ausdruck gesellschaftlicher Entfremdung. Seine Warnung vor einer entmenschlichenden Technokratie und einer oberflächlichen Lösungskultur war zu seiner Zeit hochaktuell. Übertragen werden kann das alles auch auf das Thema der hormonellen Verhütung in unserer Gesellschaft, die häufig trotz gefährlicher Nebenwirkungen gegenüber „anstrengenderen“ nicht-hormonellen Methoden vorgezogen werden. Obwohl die „Segnungen“ der modernen Medizin viele Vorteile bringen, sollten sie nicht unkritisch und unreflektiert zur Anwendung kommen.

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Beziehungen Bonmot Erich Fromm Frankfurter Schule Gesellschaftskritik gutezitate gutezitate.net Medizin Menschen Neoliberalismus Psychologie Sexualität Verhütung Zitat Zitat aus Vortrag zitate
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Heinrich von Kleist: Krankheiten und Ärzte

  • By zitate
  • Juni-3-2025
  • Allgemein, Ärzte, Gesundheit, gutezitate.net, Heinrich von Kleist, Krankheiten, zitat, Zitate
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„Die zahllosen Krankheiten wundern dich? Zähle die
Ärzte!“

Heinrich von Kleist

Art:
Zitat
Thema: Bonmot
Quelle: Link
Hintergrund

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Zum Autor:
Heinrich von Kleist (1777–1811) war ein deutscher Dramatiker, Erzähler und Lyriker, der als eine der schillerndsten und zugleich tragischsten Figuren der deutschen Literaturgeschichte gilt. Geprägt von den Umbrüchen seiner Zeit – Aufklärung, Französische Revolution, beginnender Nationalismus – entwickelte Kleist eine literarische Stimme voll existenzieller Spannung, psychologischer Tiefe und formaler Kühnheit. Werke wie „Michael Kohlhaas“ oder seine Theaterstücke „Der zerbrochne Krug“ sind bekannte Beispiele für seine Arbeit.

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Ärzte Bonmot Gesundheit gutezitate.net Heinrich von Kleist Krankheiten Zitat zitate
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Adorno zum „Ich“

  • By zitate
  • Mai-30-2025
  • Bonmot, Frankfurter Schule, gutezitate.net, Ich, Literatur, Theodor W. Adorno, zitat, Zitat aus Sachbuch, Zitate
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„Bei vielen Menschen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie Ich sagen. “

Theodor W. Adorno

Art:
Zitat aus Sachbuch
Thema: Bonmot
Quelle: Minima Moralia

Zum Autor: Theodor W. Adorno war ein bedeutender deutscher Philosoph, Soziologe und Musikwissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Er war ein führendes Mitglied der Frankfurter Schule und entwickelte zusammen mit anderen Theoretikern der Kritischen Theorie tiefgehende Analysen zum aktuellen Zustand von Gesellschaft, Kultur(industrie) und etwa dem „Autoritären Charakter“ vieler Menschen in diesen Gesellschaften. Adorno war bekannt für seine scharfe Kritik an der Ökonomisierung des Menschen in dieser modernen Welt und seiner Entfremdung von sich selbst. Besonders wichtig war ihm die Reflexion über das Verhältnis von Erinnerung, Geschichte und gesellschaftlicher Entwicklung.
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Tags:
Bonmot Frankfurter Schule gutezitate gutezitate.net Ich Literatur Theodor W. Adorno Zitat Zitat aus Sachbuch zitate
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Element of Crime: Hier wurd‘ ich an Land gespült…

  • By zitate
  • Mai-30-2025
  • Bonmot, Element of Crime, gutezitate.net, Humor, Meer, zitat, Zitat aus Liedtext, Zitate
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„Hier wurd‘ ich an Land gespült,
Hier setz‘ ich mich fest,
von dir weht mich kein Sturm mehr fort,
bei dir werd′ ich bleiben – so lang du mich läßt.
Deine Hand kommt in meine –
und jede Hilfe zu spät.
Ein Glas auf uns und eins auf die See.“

Element of Crime

Art:
Zitat aus Liedtext
Thema: Bonmot
Quelle: Auszug aus: „An Land, Album „An einem Sonntag im April“ (1994)
Hintergrund

Zum Autor: Element of Crime ist eine deutsche Band, die 1985 von Sven Regener in Berlin gegründet wurde. Ursprünglich mit englischsprachigen Texten gestartet, entwickelte sich die Band in den 1990er-Jahren zu einem der einflussreichsten Vertreter deutschsprachiger Alternativ-Popmusik. Sven Regener ist auch als Autor der Romanfigur Herr Lehmann bekannt. Die Musik der Band kombiniert die Stile Singer-Songwriter, Chanson, Rock-Pop, Folk und Jazz.

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Tags:
Alternative/Independent Bonmot Element of Crime gutezitate gutezitate.net Humor Liebe Meer Zitat Zitat aus Liedtext zitate
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Herbert Grönemeyer: „Wir lassen keinen mehr rein“ (Tanzen)

  • By zitate
  • Mai-25-2025
  • Abschottung, Bonmot, Christentum, Deutschland, gutezitate.net, Herbert Grönemeyer, Immigration, Religion, zitat, Zitat aus Liedtext, Zitate
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„Wir haben ihn endlich wieder – unseren Nationalstolz.
Wir atmen auf, es stirbt der Wald. […]
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Wir tanzen, tanzen, tanzen der ganzen Welt vor,
wir zeigen, zeigen, zeigen ihr den Schritt.
Wir wissen endlich wieder wo es langgeht,
was ansteht – grundsolide, grundgut.
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Asylanten weisen wir vor unsere Schranken
so verfolgt kann keiner sein.
Deutschland wird allzu sehr als Paradies mißverstanden,
wir lassen keinen mehr rein.
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Wir sind Christen, falten unsere Hände,
schließen dabei die Augen zu.
Preisen Gott und die geistige Wende,
spielen Blinde Kuh. Wir wollen unsere Herren loben, alles Gute kommt von oben. […]
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Herbert Grönemeyer

Art:
Zitat aus Liedtext
Thema: Bonmot
Quelle: Auszug aus: „Tanzen“, Album „Sprünge (1986)
Hintergrund

Zum Künstler: Herbert Grönemeyer, geboren 1956 in Göttingen, ist einer der bedeutendsten deutschsprachigen Popmusiker der Gegenwart. Seine Musik zeichnet sich durch eine Mischung aus „typisch deutschen“ Anwandlungen, gesellschaftskritischem Engagement und poetischen Texten  aus. Seit den 1980er-Jahren prägt er maßgeblich deutsche Popkultur. Das 1986 erschienene Album „Sprünge“ ist ein besonders gesellschaftskritisches Werk, vor allem auch mit Liedern wie „Tanzen“. Hierin übt er Kritik an Chauvinismus und Nationalismus in der Bundesrepublik Deutschland. Neben seiner Musik engagiert sich Grönemeyer regelmäßig für Menschenrechte, Flüchtlingshilfe und demokratische Werte. Seine Texte sind oft unbequem, analytisch oder voll Mitgefühl für gesellschaftliche Außenseiter.
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Interpretation: Der Liedtext „Tanzen“ ist eine beißende Satire auf den aufkeimenden Nationalstolz und politische Arroganz im wirtschaftlich „erfolgreichen“ Westdeutschland der 1980er-Jahre. Grönemeyer stellt den vermeintlichen „Wiederaufstieg“ eines stolzen, fleißigen, nationalbewussten Deutschlands als Selbstzweck dar. „Wir tanzen, tanzen, tanzen der ganzen Welt vor“ ist ein ironischer Verweis auf Überheblichkeit und nationale Selbstinszenierungen, die – widersprechend zur Religionszugehörigkeit der christlichen Mehrheit in der Bevölkerung – blind seien für gefährliche Begleiterscheinungen, von Ausgrenzung, Überlegenheitsphantasien und Rassismus. Insbesondere bezieht sich dies auf einen Zynismus in der Gesellschaft, die sich christlich nennt, während sie Flüchtlinge abweist. Einer Gesellschaft, die sich auf Leistungsideale beruft und ihre Vergangenheit verdrängt. Auch gegenüber der Natur sei man ignorant („wir atmen auf, es stirbt der Wald“). Dieser Satz nimmt Bezug auf die Folgen des sauren Regens wegen der Umweltverschmutzung in den 1980er-Jahren. Letztlich also die ökologische Zerstörung aufgrund des Fokus auf Wirtschaftswachstum als höchstes Ziel politischen Handelns.

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Im Kontext der Zeit: Mitte der 1980er Jahre zeichnete sich die Bundesrepublik unter Helmut Kohl durch eine konservative Umwälzung aus. Eine Politik, die Stabilität, nationales Bewusstsein und wirtschaftliches Wachstum förderte, setzte sich nach vielen Jahren linker Protestkultur und wirtschaftlicher Krisen ein. Auch der Begriff des Nationalstolzes wurde im Zuge dieser „geistig-moralischen Wende“ neu aufgeladen – und hier wurde er als Teil der Verdrängung historischer Verantwortung betrachtet. Grönemeyers Lied wurde in diesem politischen Kontext veröffentlicht und dient als Warnung gegenüber einem Rückfall in autoritäre Denk- und Ausgrenzungsmuster. „Tanzen“ stellt in einer Ära von Asylstreitigkeiten und dem Verlangen nach nationaler Identität die Frage. Dieser Kommentar zur politischen Kultur in Zeiten von Populismus und Identitätsrhetorik ist bis heute relevant.

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Tags:
Abschottung Bonmot Christentum Deutschland gutezitate gutezitate.net Herbert Grönemeyer Nationalismus Religion Zitat Zitat aus Liedtext zitate
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Herbert Grönemeyer: „Wir singen wieder unsere Hymne” (Tanzen)

  • By zitate
  • Mai-25-2025
  • Bonmot, Deutschland, gutezitate.net, Herbert Grönemeyer, Nationalismus, Neoliberalismus, zitat, Zitat aus Liedtext, Zitate
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„Wir singen wieder unsere Hymne, unsere Lieder
die Fahne flattert frei im Wind. Alle wissen:
Leistung lohnt sich wieder, Qualität gewinnt.
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Wir wollen uns trennen von denen, die nur pennen
wer Arbeit will, auch eine kriegt.
Man muß nur eben die Zeichen der Zeit erkennen.
Der Fleißige siegt.

Wir lieben sie, die Idiotie, Made in Germany.“

Herbert Grönemeyer

Art:
Zitat aus Liedtext
Thema: Bonmot
Quelle: Auszug aus: „Tanzen“, Album „Sprünge (1986)
Hintergrund

Zum Künstler: Herbert Grönemeyer, geboren 1956 in Göttingen, ist einer der bedeutendsten deutschsprachigen Popmusiker der Gegenwart. Seine Musik zeichnet sich durch eine Mischung aus „typisch deutschen“ Anwandlungen, gesellschaftskritischem Engagement und poetischen Texten  aus. Seit den 1980er-Jahren prägt er maßgeblich deutsche Popkultur. Das 1986 erschienene Album „Sprünge“ ist ein besonders gesellschaftskritisches Werk, vor allem auch mit Liedern wie „Tanzen“. Hierin übt er Kritik an Chauvinismus und Nationalismus in der Bundesrepublik Deutschland. Neben seiner Musik engagiert sich Grönemeyer regelmäßig für Menschenrechte, Flüchtlingshilfe und demokratische Werte. Seine Texte sind oft unbequem, analytisch oder voll Mitgefühl für gesellschaftliche Außenseiter.
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Interpretation: Der Liedtext „Tanzen“ ist eine beißende Satire auf den aufkeimenden Nationalstolz und politische Arroganz im wirtschaftlich „erfolgreichen“ Westdeutschland der 1980er-Jahre. Grönemeyer stellt den vermeintlichen „Wiederaufstieg“ eines stolzen, fleißigen, nationalbewussten Deutschlands als Selbstzweck dar. „Wir tanzen, tanzen, tanzen der ganzen Welt vor“ ist ein ironischer Verweis auf Überheblichkeit und nationale Selbstinszenierungen, die – widersprechend zur Religionszugehörigkeit der christlichen Mehrheit in der Bevölkerung – blind seien für gefährliche Begleiterscheinungen, von Ausgrenzung, Überlegenheitsphantasien und Rassismus. Insbesondere bezieht sich dies auf einen Zynismus in der Gesellschaft, die sich christlich nennt, während sie Flüchtlinge abweist. Einer Gesellschaft, die sich auf Leistungsideale beruft und ihre Vergangenheit verdrängt. Die Zeile „Wir lieben sie, die Idiotie – Made in Germany“ fasst dies zusammen. Auch gegenüber der Natur sei man ignorant („wir atmen auf, es stirbt der Wald“).

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Im Kontext der Zeit: Mitte der 1980er Jahre zeichnete sich die Bundesrepublik unter Helmut Kohl durch eine konservative Umwälzung aus. Eine Politik, die Stabilität, nationales Bewusstsein und wirtschaftliches Wachstum förderte, setzte sich nach vielen Jahren linker Protestkultur und wirtschaftlicher Krisen ein. Auch der Begriff des Nationalstolzes wurde im Zuge dieser „geistig-moralischen Wende“ neu aufgeladen – und hier wurde er als Teil der Verdrängung historischer Verantwortung betrachtet. Grönemeyers Lied wurde in diesem politischen Kontext veröffentlicht und dient als Warnung gegenüber einem Rückfall in autoritäre Denk- und Ausgrenzungsmuster. „Tanzen“ stellt in einer Ära von Asylstreitigkeiten und dem Verlangen nach nationaler Identität die Frage. Dieser Kommentar zur politischen Kultur in Zeiten von Populismus und Identitätsrhetorik ist bis heute relevant.

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Abraham a Sancta Clara: Der Mensch ist ein Schaum

  • By zitate
  • Mai-17-2025
  • Abraham a Sancta Clara, Barock, Bonmot, Gedichte, gutezitate.net, zitat, Zitate
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„Der Mensch ist ein Schaum, der bald abfließt,
Eine Blum, die bald absprießt.
Der Mensch ist ein Fluß, der bald abrinnt,
Ein Kerzen, die bald abbrinnt.
Der Mensch ist ein Glas, das bald zerbricht,
Ein Traum, der haltet nicht.
Der Mensch ist bald hübsch und rot,
Auch bald darauf bleich und tot.
Der Mensch ist ein kurzer Lautenklang,
Aber auch bald Sterbegesang.
Der Mensch ist alles Unglücks Spiel
Und aller Not gemeinsam Ziel.“

Abraham a Sancta Clara

Art:
Gedicht
Thema: Leben, Tod, Mensch, Humor
Quelle: Planetlyrik.de
(nach 1680)
Hintergrund


Zum Autor:
Der österreichische Prediger und Schriftsteller Abraham a Sancta Clara (1644–1709), auch bekannt als Johann Ulrich Megerle, stammte aus Österreich. Er diente am kaiserlichen Hof in Wien als katholischer Geistlicher und erlangte Bekanntheit durch seine drastische Sprache und volkstümliche Rhetorik. Um moralische Botschaften zu vermitteln, verwendete er Humor, Ironie und Übertreibung – häufig begleitet von starken Darstellungen von Tod, Vergänglichkeit und menschlicher Torheit. Seine Schriften, vor allem Predigten in poetischer Form, waren für ein breites Publikum konzipiert und verknüpften Frömmigkeit mit Kritik an der Gesellschaft..

Interpretation: Dieses Gedicht präsentiert eine Darstellung der Vergänglichkeit des Menschen. Der Mensch ist wie ein Schaum, eine Blume, etc. – alles vergängliche und zerbrechliche Phänomene. Jeder Vers erhöht die Vergänglichkeit des Lebens – es vergeht alles Schöne, und der Mensch macht dabei keine Ausnahme. Die Sprache ist unkompliziert, eindrucksvoll, hat einen deutlichen Rhythmus und betont die Grundaussage durch Wiederholungen. Das Ganze erscheint jedoch auf eine morbide Weise auch bewusst oder unfreiwillig komisch.

Im Kontext der Zeit: Das Gedicht wurde im späten 17. Jahrhundert verfasst. Diese Zeit war geprägt von Kriegen, Seuchen (wie der Pest), Naturkatastrophen und politischer Instabilität. Die Auseinandersetzung mit dem Tod und der Vergänglichkeit war in diesem sozialen Umfeld nicht unüblich, sondern war ein integraler Bestandteil der religiösen und weltlichen Kommunikation. Die Darstellung der vermeintlichen Nichtigkeit des Irdischen war eine der verschiedenen Formen dieses Motivs, das in der Barockliteratur verwendet wurde. Abraham a Sancta Clara gehörte zu den bedeutenden Schriftsteller*innen dieser Gattung. Seine Texte waren religiöse Aufforderung und soziale Diagnose. Er versuchte, durch drastische Metaphern eine Leitlinie für das Leben zu schaffen – nicht durch Verklärung, sondern durch einen schonungslosen Umgang mit der Endlichkeit des Menschen. Dieses Gedicht veranschaulicht die barocke Weltanschauung: das Leben als Spielball des Schicksals, der Mensch als Ziel aller Schwierigkeiten – und der Tod als einzige Gewissheit.

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Tags:
Abraham a Sancta Clara Barock Bonmot Gedichte gutezitate gutezitate.net Literatur Zitat zitate
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