Zum Thema „Pandemie” (Die Pest) von Albert Camus
„Einige unserer Mitbürger hatten über der Hitze und der Pest den Kopf verloren, sich zu Gewalttaten hinreißen lassen und versucht, die Aufmerksamkeit der Wachen abzulenken, um aus der Stadt zu fliehen. Andere, wie Rombert, suchten ebenfalls, aus dieser Stimmung beginnender Panik zu entfliehen.
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Art: Zitat |
Themen: Holocaust-Verharmlosung*, Verhöhnung von Ermordeten, Anmaßung |
Polit-Richtung: Rechtsextrem |
Quelle: ARD |
Zum Autor: Albert Camus (1913–1960) war ein französischer Schriftsteller, Philosoph und Journalist, der zu den wichtigsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts zählt. Er wurde in Algerien geboren, das damals eine französische Kolonie war, und setzte sich zeitlebens mit Themen wie Sinnsuche und menschlicher Freiheit auseinander. Camus gilt als Mitbegründer des Existenzialismus, obwohl er sich selbst davon distanzierte und lieber vom „Absurdismus“ sprach. 1942 veröffentlichte er sein berühmtes Werk „Der Fremde“ und 1947 den Roman „Die Pest“, aus dem dieser Auszug stammt. Für sein Gesamtwerk erhielt Camus 1957 den Nobelpreis für Literatur.<h/4>
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Interpretation: Der Auszug beleuchtet die Figur Rombert, einen Journalisten, der während der Pest versucht, aus der von der Seuche isolierten Stadt zu entkommen. Seine Fluchtversuche zeigen den verzweifelten Wunsch nach Normalität und persönlichem Glück, zugleich aber auch den Widerstand der Bürokratie, die seine Bitte als Ausnahme behandelt und damit verweigert. Die Passage schildert mit bitterem Ton und satirischer Schärfe verschiedene Reaktionstypen auf Notlagen. Camus zeichnet so ein Bild einer Gesellschaft, die auf individuelle Schicksale mit Gleichgültigkeit oder systematischer Abweisung reagiert. Romberts Beharrlichkeit hebt seine Menschlichkeit hervor, doch seine Argumente scheitern an der Absurdität des Systems – ein zentrales Motiv im Werk Camus’. Die Seuche wird hier nicht nur als biologische, sondern als moralische und gesellschaftliche Prüfung verstanden, in der sich der wahre Charakter der Menschen offenbart.
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Im Kontext der Zeit: Der Roman entstand kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, in einer Zeit tiefgreifender Erschütterung und Orientierungslosigkeit. Die Pest ist dabei nicht nur eine Krankheit, sondern ein Symbol für totalitäre Regime, Krieg, Unterdrückung und menschliches Versagen. Camus verarbeitet in seinem Werk die Erfahrungen des französischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus, aber auch seine eigenen Überlegungen zur Rolle des Einzelnen in einem anonymen, oft grausamen System. Der dargestellte Bürokratismus erinnert an staatliche Apparate, die Menschlichkeit gegen Ordnung eintauschen. Der Mensch sucht Sinn, trifft aber auf Gleichgültigkeit – sei es von Seiten der Natur oder der Institutionen. Trotz dieser Einsicht plädiert Camus für Solidarität, Mut und ethische Verantwortung. Insgesamt ist diese Passage auch im Kontext verschiedener, auch extremer Reaktionen in der Gesellschaft zu Zeiten der Corona-Pandemie (2020-2023) interessant zu lesen.
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