Abraham a Sancta Clara: Der Mensch ist ein Schaum
„Der Mensch ist ein Schaum, der bald abfließt,
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Art: Gedicht |
Thema: Leben, Tod, Mensch, Humor |
Quelle: Planetlyrik.de (nach 1680) |
Zum Autor: Der österreichische Prediger und Schriftsteller Abraham a Sancta Clara (1644–1709), auch bekannt als Johann Ulrich Megerle, stammte aus Österreich. Er diente am kaiserlichen Hof in Wien als katholischer Geistlicher und erlangte Bekanntheit durch seine drastische Sprache und volkstümliche Rhetorik. Um moralische Botschaften zu vermitteln, verwendete er Humor, Ironie und Übertreibung – häufig begleitet von starken Darstellungen von Tod, Vergänglichkeit und menschlicher Torheit. Seine Schriften, vor allem Predigten in poetischer Form, waren für ein breites Publikum konzipiert und verknüpften Frömmigkeit mit Kritik an der Gesellschaft..
Interpretation: Dieses Gedicht präsentiert eine Darstellung der Vergänglichkeit des Menschen. Der Mensch ist wie ein Schaum, eine Blume, etc. – alles vergängliche und zerbrechliche Phänomene. Jeder Vers erhöht die Vergänglichkeit des Lebens – es vergeht alles Schöne, und der Mensch macht dabei keine Ausnahme. Die Sprache ist unkompliziert, eindrucksvoll, hat einen deutlichen Rhythmus und betont die Grundaussage durch Wiederholungen. Das Ganze erscheint jedoch auf eine morbide Weise auch bewusst oder unfreiwillig komisch.
Im Kontext der Zeit: Das Gedicht wurde im späten 17. Jahrhundert verfasst. Diese Zeit war geprägt von Kriegen, Seuchen (wie der Pest), Naturkatastrophen und politischer Instabilität. Die Auseinandersetzung mit dem Tod und der Vergänglichkeit war in diesem sozialen Umfeld nicht unüblich, sondern war ein integraler Bestandteil der religiösen und weltlichen Kommunikation. Die Darstellung der vermeintlichen Nichtigkeit des Irdischen war eine der verschiedenen Formen dieses Motivs, das in der Barockliteratur verwendet wurde. Abraham a Sancta Clara gehörte zu den bedeutenden Schriftsteller*innen dieser Gattung. Seine Texte waren religiöse Aufforderung und soziale Diagnose. Er versuchte, durch drastische Metaphern eine Leitlinie für das Leben zu schaffen – nicht durch Verklärung, sondern durch einen schonungslosen Umgang mit der Endlichkeit des Menschen. Dieses Gedicht veranschaulicht die barocke Weltanschauung: das Leben als Spielball des Schicksals, der Mensch als Ziel aller Schwierigkeiten – und der Tod als einzige Gewissheit.
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