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Category Archives: Existenzialismus

Hans Magnus Enzensberger – Sitzstreik

  • By zitate
  • Aug.-4-2025
  • 68er, Existenzialismus, Fortschritt, Fortschrittsgläubigkeit, Gedichte, Gesellschaftskritik, gutezitate.net, Hans Magnus Enzensberger, Neoliberalismus, Widerstand, zitat, Zitate
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„Der Buddha nimmt die Beine in die Hand.
Der Eilbote zockelt hinterdrein.
Die Fixsterne wallen.
Der Fortschritt wartet in der Warteschleife.
Die Schnecke verrennt sich.
Die Rakete hinkt.
Die Ewigkeit setzt zum Endspurt an.
Ich rühre mich nicht.“

Hans Magnus Enzensberger

Art:
Gedicht
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Thema: Neoliberalismus, Widerstand, Fortschritt, Existentialismus, 68er, Humor
Quelle: Neoliberalyse.de
Hintergrund


Zum Autor:
Hans Magnus Enzensberger (1929–2022) war einer der interessantesten und kritischsten intellektuellen deutschen Schriftsteller*innen des 20. Jahrhunderts. Als kritischer Beobachter gesellschaftlicher Entwicklungen verband er analytischen Scharfsinn mit literarischer Eleganz – mit einer Prise Humor. Enzensberger war auch ein politisch denkender Autor, der die Weltsicht der 68er-Generation begleitete und danach kritisch blieb, während andere, vor allem in der Politik, sich dem „System“ anbiederten. Seine Werke durchziehen die Jahrzehnte deutscher Geschichte nach dem 2. Weltkrieg wider.

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Interpretation: Das Gedicht spielt ironisch mit dem Bild von Bewegung und Stillstand. Es nimmt Bilder und Klischees von Geschwindigkeit, Modernität und Fortschritt auf und kombiniert diese gezielt mit Bildern von Langsamkeit und Stagnation (Buddah, Schnecke, Fixsterne, Ewigkeit). Hierdurch ent­steht Absur­dität („die Schnecke verrennt sich“). Enzensberger stellt damit die Frage nach dem Sinn von Fortschritt.

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Im Kontext der Zeit: In einer beschleunigten Welt, in der alles dem Fortschritt untergeordnet scheint, wirkt sein Innehalten wie ein Akt des passiven Widerstands bzw. der Subversion. Im Lichte von permanenter Erreichbarkeit, Geschwindigkeit und technologischem Fortschritt, entfaltet die bewusste Verweigerung von Bewegung eine radikale Kraft.
Die in unserer Ge­sell­schaft allgemein positiv konnotierten Worte des Fort­schritts er­scheinen plötzlich lächerlich. Dies wird dadurch ver­stärkt, dass sogar die Re­präsentanten von Geschwindigkeit (Rakete, Fort­schritt, Eilbote) nicht so recht zu funk­tionieren scheinen.
Das Einzige, was klar ist und Bestand hat, ist die Gewissheit, nichts mit diesem stotternden Fortschrittssystem zu tun haben zu wollen. Diese Ab­gren­zung kann klar als Ablehnung einer neoliberalen Ge­sell­schaft gesehen werden, deren Ideolo­gie karikiert wird. Das Gedicht stellt einen präzise gesetzten Seitenhieb auf einen Zeit­geist dar, dessen Mantren von Fortschritt und Geschwindigkeit ohne Substanz sind, aber dafür mit um so mehr Pathos proklamiert werden.
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Tags:
68er Bonmot Existenzialismus Fortschritt Fortschrittsgläubigkeit Gedichte Gesellschaftskritik gutezitate gutezitate.net Hans Magnus Enzensberger Literatur Zitat zitate

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Fritz Graßhoff – Was ich getan

  • By zitate
  • Juli-24-2025
  • Bonmot, Existenzialismus, Fritz Graßhoff, Gedichte, gutezitate.net, Krieg, Tod, zitat, Zitate
  • 0 Kommentare.

„Was ich getan,
verlor den Sinn.
Weiß nicht, warum
ich fröhlich bin.
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Was ich geliebt,
deckt schon der Schnee.
Weiß nicht, warum
ich weitergeh.
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Gezählt ist schon
der Stunden Schlag.
Weiß nicht, warum
ich leben mag.“

Fritz Graßhoff

Art:
Gedicht
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Thema: Existenz, Leben, Tod, Krieg
Quelle: www.planetlyrik.de
Hintergrund


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Zum Autor: Fritz Graßhoff (1913–1979) war ein Autor, Maler und Texter von Liedern aus Deutschland. Seine Balladen, satirische Gedichte und Chansons machten ihn besonders berühmt. Als populärer Lyriker galt Graßhoff in den 1950er- und 60er-Jahren, dessen Werke sowohl literarischen Anspruch als auch Volksnähe miteinander verbinden. Berühmt wurde er vor allem durch seine „Halunkenpostille“, eine Sammlung von ironischen, humorvollen und melancholischen Texten. Oft schwanken seine Texte zwischen Melancholie und Ironie, Nachdenklichkeit und Leichtigkeit.
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Interpretation: „Was ich getan“ ist ein kurzes, aber wortgewaltiges Gedicht. In drei Strophen beschreibt das lyrische Ich das Empfinden einer inneren Leere und des allumfassenden Weltschmerzes nach der menschlichen Katastrophe des vergangenen 2. Weltkriegs. Handlungen verlieren ihre Bedeutung, vergangene Liebe ist begraben, und selbst das Leben erscheint hoffnungslos.  Trotz des Verlusts und des Beschreibens der Hoffnungslosigkeit, ist das Gedicht nicht resignativ, sondern es besteht eine kleise, kleine Hoffnung. Die ruhige Akzeptanz des Zweifelns prägt den Text eine fast meditative Tiefe. Die einfache Sprache, der gleichmäßige Rhythmus und die klare Struktur betonen den emotionalen Gehalt

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Im Kontext der Zeit: Fritz Graßhoffs Werk entstand in der Nachkriegszeit, als viele Menschen mit persönlichen Verlusten und nah zurückliegenden Schicksalsschlägen zu kämpfen hatten. Der Zweite Weltkrieg hatte Millionen das Zuhause, vielleicht aber auch den Glauben an Ideale oder eine Zukunft geraubt. Auch Jahrzehnte später wirkten diese Traumata nach. In diesem Kontext auch dieses Gedicht zu verstehen – als Ausdruck einer „inneren Emigration“, die viele Menschen erfuhren und existenzialistischer Gedankengänge. Ohne Pathos, aber mit Tiefe werden diese Gefühle und Gedanken in Worte gefasst, geprägt von der traumatischen Erinnerung, an Verlust, aber auch die Notwendigkeit zum Weiterleben. Das Gedicht wirkt wie ein stiller Monolog des Menschen im Angesicht der Endlichkeit – eine lyrische Momentaufnahme dieser Zeit.

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Tags:
Existenzialismus Fritz Graßhoff Gedichte gutezitate gutezitate.net Krieg Leben Literatur Tod Zitat zitate
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Leonard Cohen: Seine letzten Worte auf seinem letzten Album

  • By zitate
  • Mai-5-2025
  • Existenzialismus, gutezitate.net, Leonard Cohen, Letzte Worte, Literatur, Tod, zitat, Zitat aus Liedtext, Zitate
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„They whisper still, the injured stones
The blunted mountains weep
As he died to make men holy
Let us die to make things cheap
And the Mea Culpa, which you gradually forgot
Year by year, month by month, day by day
Thought by thought“

Leonard Cohen

Art:
Zitat aus Liedtext
Themen: Letzte Worte, Abschied, Existenzialismus
Quelle:
„Steer Your Way“ (Album: You Want It Darker, 2016)

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Hintergrund

Übersetzung: „Sie flüstern noch, die verletzten Steine
Die abgestumpften Berge weinen
Wie er starb, um die Menschen heilig zu machen
Lass uns sterben, um die Dinge billig zu machen
Und das Mea Culpa, das du allmählich vergessen hast
Jahr für Jahr, Monat für Monat, Tag für Tag
Gedanke für Gedanke“
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Zum Künstler: Der kanadische Sänger Leonard Cohen zählte zu den bedeutendsten Sängern und Songwritern des 20. Seine tiefgründigen, melancholischen Texte haben dem Musiker, Dichter und Romanautor Bekanntheit eingebracht. Seine Arbeiten enthalten häufig biblische, mystische, politische, persönliche und Erinnerungsmotive. Mit seinem besonderen Stil, der zwischen Gebet, Gedichten und Gesang liegt. Da Cohens Texte existenzielle Fragen und moralische Dilemmata auf eine zeitlose Weise behandeln, behalten sie auch nach seinem Tod ihre Aktualität.

Interpretation: Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit religiöser Symbolik, möglicherweise mit moralischem Niedergang oder einer Kritik am Kapitalismus. Eine bittere Umkehrung der christlichen Opferlogik ist die Zeile „As he died to make men holy/Let us die to make things cheap“, in der der Tod nicht mehr mit Erlösung, sondern mit Konsum assoziiert wird. Oder der Tod, um das Sozialsystem zu entlasten (?). Möglicherweise weisen die „verletzten Steine“ und „weinenden Berge“ auf menschliche Schuld und die Zerstörung der Natur hin. Das dauerhafte Erbe der Menschen, das möglicherweise über die Vergänglichkeit der Lebewesen hinausgeht (die ja auch unter der Zerstörung leiden). Seine Entschuldigung („Mea Culpa“) folgt daher im Namen der Menschheit und ihrer schwindenden Erinnerung oder wachsenden Gleichgültigkeit und moralischen Abstumpfung – oder genauer gesagt Gleichgültigkeit im Hinblick auf die Zerstörung.
Das sind die letzten Zeilen des letzten Songs von Leonard Cohens letztem Album. Sie verdeutlichen auch, in welcher Weise er in seinen Texten die Existenz der Erde und der Menschheit mit seiner eigenen Existenz verwebt.

Im Kontext der Zeit: Leonard Cohen schrieb viele seiner politisch und gesellschaftskritisch aufgeladenen Texte in den 1970er- und 80er-Jahren – einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche, wachsender Entfremdung und sich verschärfender kapitalistischer Strukturen. Die Kritik an Materialismus und spiritueller Leere ist besonders im westlichen Nachkriegskontext relevant. Cohens Werke reflektieren die Desillusionierung einer Generation, die in einem säkularen Zeitalter nach Sinn sucht. Auch heute wirkt diese Passage wie ein Kommentar zu einer Welt, in der ethische Werte zunehmend durch ökonomische Interessen ersetzt werden.
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Tags:
Existenzialismus gutezitate.net Leonard Cohen Letzte Worte Literatur Tod Zitat Zitat aus Liedtext zitate
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