Christian Morgenstern – Der Lattenzaun
„Es war einmal ein Lattenzaun,
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Art: Gedicht . |
Thema: Architektur, Humor |
Quelle: Textlog.de / Galgenlieder |
Zum Autor: Christian Morgenstern (1871–1914) war ein deutscher Dichter und Schriftsteller, der vor allem durch seine witzigen und verspielten Gedichte bekannt wurde. Die wichtigste Gedichtesammlung die berühmte „Galgenlieder“-Sammlung. Morgensterns Werke verbinden sprachliche Leichtigkeit mit philosophischer Tiefe und hintergründigem Witz. Er gilt als Pionier des literarischen Nonsens im deutschen Sprachraum. Neben seinem komischen Werk war er auch an spirituellen Themen interessiert, insbesondere an der Anthroposophie Rudolf Steiners. Trotz seines kurzen Lebens hinterließ Morgenstern ein umfangreiches und stilistisch vielfältiges Werk, das von Ironie, Sprachkritik und einem feinen Sinn für Absurdität geprägt ist.
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Interpretation: „Der Lattenzaun“ ist ein typisches Beispiel für Morgensterns satirische Lyrik. Im Mittelpunkt steht ein scheinbar banaler Gegenstand, der zur Grundlage für eine groteske und schreiend komische Posse wird. Die Leere der modernen Architektur wird es sein, welche er mit den „Zwischenräumen“ auf die Schippe nimmt. Dies ist subtile Kritik an technokratischem oder rein funktionalem Denken: Was bleibt vom Sinn eines Objekts, wenn man ihm das Wesenhafte – hier: die Durchlässigkeit. Das Gedicht zeigt dabei auf den Schuldigen als Repräsentanten für die kritisierte Entwicklung in diesem Gesellschaftsbereich: Den Architekten.
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Im Kontext der Zeit: Das Gedicht entstand in einer Epoche der Umbrüche, auch in der Architektur. Morgenstern beobachtete diese Entwicklungen mit Skepsis und verarbeitete sie mit Ironie. Die Idee, aus „Zwischenräumen“ etwas „Großes“ zu bauen, klingt nach Parodie eines Fortschrittsglaubens, aber auch der Rationalisierungstendenzen, insbesondere in der Architektur. Die blödelnde Sprache des Gedichts mag diesen tieferen Sinn überdecken. Nur wer das „Unsichtbare“ lesen kann, bzw. zwischen den Zeilen liest, versteht..
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